Die therapeutische Ausrichtung

In einer von Globalisierung, Digitalisierung und immer schnellerer Taktung geprägten Welt werden die negativen Folgen immer mehr vom einzelnen Individuum geschultert: Belastungen werden zur Überlastung und dauerhafte Überlastung kann krank machen.

Verfahren, Methoden, Ansätze

Die derzeit nach den in Deutschland gültigen Psychotherapierichtlinien anerkannten Verfahren (Kognitive Verhaltenstherapie, Psychodynamische Verfahren und Systemische Therapie) haben aufgrund unterschiedlicher Schwerpunkte naturgemäß auch unterschiedliche Vor- und Nachteile. Die Zusammenarbeit in einem multiprofessionellen Team erlaubt in der Psychosomatischen Tagesklinik ein integratives Vorgehen, d.h. den Versuch die Vorteile dieser Verfahren so zu kombinieren, dass sich die verschiedenen Ansätze optimal ergänzen.

Grundaufgabe des Menschen ist es, Schritt für Schritt derjenige zu werden, der er im Grunde seines Herzens ist.

Wolfram Kurz (2005)

Verhaltenstherapeutische Verfahren und Methoden

haben sich bei zahlreichen Störungsbildern mit ihrem bewältigungsorientierten Vorgehen sehr bewährt und weisen in diesem Zusammenhang beträchtliche Stärken auf. Veränderungen werden vor allem in krankmachenden Vermeidungs- bzw. Annäherungsschemata angestrebt. Dies bezieht sich nicht nur auf das äußerlich sichtbare Verhalten, sondern auch auf problematische Gefühle und Gedanken, wenn diese nicht zur Erfüllung, sondern eher zur Frustration individueller Grundbedürfnisse führen.

Ich bin mir sicher, dass die Wünsche, Sehnsüchte und Träume eines Menschen nicht immer offen zutage liegen. Vielleicht wohnen sie tief im Herzen, aber trauen sich nicht heraus. Oder sie sind noch im Werden.

Friedemann Schulz von Thun (2021)


Tiefenpsychologische bzw. psychodynamische Ansätze

hingegen tragen durch ihre Betonung einer einsichtsorientierten Konfliktperspektive ebenfalls erheblich zum tieferen Verständnis der inneren seelischen Situation bei. Ein besseres Selbstverständnis im Hinblick auf eigene Konfliktdispositionen und Bewältigungsmuster ist ein wesentliches Ziel und eine grundlegende Voraussetzung für alle Formen der Veränderung.

Menschsein weist allemal über sich hinaus auf etwas, das nicht wieder es selbst ist. Je mehr er aufgeht in seiner Aufgabe, je mehr er hingegeben ist an seinen Partner, umso mehr ist er Mensch, umso mehr wird er selbst.

Viktor Frankl (1982)

Systemische Ansätze

richten den Fokus auf die soziale Interaktion. Da psychische bzw. psychosomatische Erkrankungen immer im sozialen Feld ausgelöst werden bzw. auf dieses zurückwirken, ist es immer sinnvoll „nicht anwesende Dritte“ (z.B. Angehörige oder Personen im Arbeitsumfeld) in den Behandlungsverlauf einzubeziehen. So kann das Geschehen aus einer systemischen Perspektive heraus verstanden werden.

Die Integration dieser drei therapeutischen Perspektiven in einen Ansatz gemeinsamen Handelns stellt die Grundlage der teilstationären Behandlung dar. Daraus ergibt sich auch, dass nicht nur einzelne Patient*innen „therapiert werden“, sondern dass Therapie immer ein aktives Miteinander ist.


Spezialtherapien: Kunst- und Konzentrative Bewegungstherapie, Achtsamkeit

In unserer Tagesklinik sollen kunst- und körpertherapeutische Verfahren als lebensnahe Ansätze auf das sprichwörtlich „Unsagbare“ fokussieren und unseren Patient*innen mit unbewussten Inhalten in Kontakt bringen. Solche eher erlebnis- bzw. handlungsorientierte Verfahren stellen wesentliche Säulen des Therapieprozesses dar und leisten wertvolle Dienste für eine nachhaltige Verinnerlichung der Erfahrungen.


Kunst- und Gestaltungstherapie

In der Kunst- und Gestaltungstherapie geht es nicht ums Können, es geht um den Ausdruck innerseelischer Zustände, um Stimmungen und Gefühle. Manchmal geht es auch um vage Vorstellungen oder Ideen, die sich nicht ohne weiteres in Worte fassen lassen.

Die Kunsttherapie stellt eine Behandlungsform dar, die über das kreative Gestalten ein Zugang zu Inhalten des seelischen Lebens ermöglicht. Dabei werden Patient*innen unterstützt und ermutigt ihre Gefühle und Stimmungen, aber auch Konflikte und Spannungen unter Einsatz künstlerischer Medien in einem Bild oder anderen Kreationen auszudrücken. Im Anschluss an den Gestaltungsprozess wird mit der Gruppe und der Kunsttherapeutin Erlebtes und Ausgedrücktes reflektiert, um sowohl mit eigenen als auch mit Gefühlen und Gedanken der jeweils anderen in der Gruppe in Berührung zu kommen. Dadurch wird ein Möglichkeitsraum geschaffen etwas Neues über sich zu entdecken, das vorher möglicherweise nicht zugänglich war. Künstlerische Fähigkeiten sind für die Kunsttherapie nicht notwendig.

Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar.

Paul Klee

Achtsamkeitstraining

Im Achtsamkeitstraining wird die Wahrnehmung geschult und die Konzentration auf sich selbst und die eigene Umgebung geschärft, um im gegenwärtigen Augenblick in Verbundenheit von Körper und Geist wach und präsent zu sein. Durch diese Erfahrung ist es möglich, über die darin enthaltenen Empfindungen, Gedanken und Gefühle einen neuen Blick auf sich selbst und in der Folge auch auf andere Menschen und die Umwelt zu erlangen. Gewohnheitsmäßige Reaktionsweisen, vor allem im Umgang mit Problemen, Stress, Schmerzen und anderen Herausforderungen des Lebens, finden so ein höheres Maß an Bewusstheit, was im Idealfall zu mehr Klarheit und Gelassenheit, innerer Ruhe und Akzeptanz verhilft.

Zu diesem Zweck werden in der Gruppe unter Anleitung einer Therapeutin Übungen durchgeführt, die sich auf die Körperwahrnehmung im Sitzen und in Bewegung beziehen.

Achtsam sein bedeutet, vom Aktionsmodus in den Seinsmodus zu kommen, um so den Lebenspuls zu verlangsamen um sich des Augenblicks nicht nur bewusst zu werden, sondern auch bewusst „im Augenblick zu sein“

Kabat-Zinn (2013)


Konzentrative Bewegungstherapie (KBT)

Alles geht immer schneller im Alltag einer auf Leistung getrimmten Arbeitsgesellschaft. Flexibilität, Mobilität und Multitasking sind die Stichworte. Der Geist wird überbeansprucht, der Körper wird vernachlässigt. Der eigenen Befindlichkeit in den eigenen Bewegungen nachzuspüren ist das Ziel.

Die Konzentrative Bewegungstherapie ist eine körperorientierte psychotherapeutische Methode, bei der Wahrnehmung, Bewegung, Haltung und Verhalten für eine körpernahe Selbsterfahrung genutzt werden. Die KBT geht dabei den Weg der bewussten Körperwahrnehmung im Hier und Jetzt. Durch die konzentrative Hinwendung auf das eigene Erleben und dem Umgang mit Materialien (Bälle, Stäbe, Seile, Tücher etc.) und Personen können auch Erinnerungen belebt werden, die bis in die kindliche, vorsprachliche Zeit zurückreichen können.

Gesunde und dysfunktionale Anteile werden somit erlebbar und können in ihrer Bedeutung besser verstanden werden. Da es keine vorgefertigten „Therapieschablonen“ gibt, werden Angebote immer auf die jeweiligen Einzel- und Gruppensituationen abgestimmt. Durch die Arbeit mit Symbolen wird zudem die Fähigkeit gefördert, bisher nicht in Worte fassbare Gefühle zu differenzieren und mitzuteilen. Dadurch kann die aktuelle Beziehung zu sich und anderen vor dem Hintergrund früherer Erfahrungen begreifbar werden.

Fixierte Haltungen und einseitige Erwartungen können durch das Erproben neuer Wege und neuer Beweglichkeit abgebaut werden. Die Fähigkeit zu wählen und zu entscheiden wird gestärkt und weiterentwickelt. Auch versäumte oder vermiedene Entwicklungsschritte sollen auf diese Art und Weise einer bewussten Bearbeitung zugänglich gemacht werden.